Podiumsdiskussion mit OB-KandidatInnen und VertreterInnen
Was kann die Kommune konkret zur Bekämpfung von Kinderarmut leisten? Unter anderem über diese Frage diskutierten die Gäste auf dem Podium, das der Runde Tisch gegen Kinder- und Familienarmut (RTKA) und die Arbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege Bonn veranstalteten. Geladen hatten sie die KandidatInnen für das Oberbürgermeisteramt: Lissi von Bülow für die SPD, Katja Dörner für Bündnis90/Die Grünen, Dr. Michael Faber für Die Linke, Dr. Christoph Manka für den Bürgerbund Bonn sowie in Vertretung für die jeweiligen OB-Anwärter Petra Nöhring für die FDP und Christian Gold für die CDU. Sie alle stellten sich den Fragen des Moderators Wolfgang Zimmer.
Während naturgemäß die Mitglieder der amtierenden Ratskoalition – und hier vor allem Christian Gold und Petra Nöhring – auf bisher Geleistetes verwiesen, bewerteten die Mitglieder der Opposition das kritisch: Christoph Manka mahnte andere Prioritäten an und kritisierte die Politik dafür, an falscher Stelle zu investieren. Heftig diskutierten Michael Faber und Christian Gold über das konkrete Modellprojekt Schulfrühstück. Faber forderte, die Umsetzung für alle Bonner Grundschulen im Haushalt einzuplanen, Gold sicherte zunächst die Verstetigung des Modells zu – 13 Schulen – und stellte einen sukzessiven Ausbau in Aussicht. Doch aus welchen Mitteln wird so ein Angebot bezahlt? Katja Dörner mahnte, hier Bundesmittel nicht umzuverteilen und damit den Eindruck zu erwecken, es bräuchte nicht mehr. Dann komme auch nicht mehr.
Lissi von Bülow und Petra Nöhring plädierten beide dafür, Kinderarmut schon mit Frühen Hilfen zu bekämpfen. Während Nöhring die Kommune hier im landesweiten Vergleich gut aufgestellt sieht, besteht aus von Bülows Sicht großer Handlungsbedarf.
Alle Podiumsteilnehmenden verwiesen in ihren Argumenten auf den jüngst erschienen Sozialbericht von Diakonie und Caritas. Dörner formulierte drastisch: Wir leben in Bonn in zwei Welten. Sie verwies auf ihre Initiativen auf Bundesebene unter anderem zur Einführung einer Kindergrundsicherung.
Auch Publikumsfragen kamen zur Sprache. Pandemiebedingt wurden die auf Zetteln ans Podium übermittelt. Zwei zentrale Aspekte fanden auf diesem Weg Eingang in die Diskussion: Wie begegnet die künftige Oberbürgermeisterin, der künftige Oberbürgermeister dem Fachkräftemangel und wie können Kinder mit Fluchterfahrung besonders unterstützt werden? Kommune kann etwas tun, betonte Dörner in ihrer Antwort und schlägt beispielhaft den Erweiterungsbau eines Berufskollegs vor, um eine komplette ErzieherInnen-Klasse zusätzlich beschulen zu können. Michael Faber wünscht sich in der Beantwortung der zweiten Frage die Stärkung vorhandener Strukturen in der Flüchtlingshilfe z.B. von ASA e.V. oder der Verbände.
Ob Maßnahmen wie diese in die Tat umgesetzt werden, werden die Veranstalter im Blick behalten. Denn auch nach dem Wahlkampf setzen sich der RTKA und die Arbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege für die Bekämpfung von Kinderarmut ein und nehmen den oder die künftige OberbürgermeisterIn beim Wort.